Tatsächlich, es gibt sie – die Angst vor dem eigenen Erfolg. Und zwar gar nicht zu selten. Man kann diese Angst immer wieder feststellen – manchmal auch in sich selber. Diesem Thema hat S.Anthony Iannarino in seinem Salesblog einen Beitrag gewidmet, der die verschiedenen Varianten dieser Angst recht gut klassifiziert und beschreibt.
Konkret unterscheidet er fünf verschiedene Versionen dieser Angst. Sie drückt sich übrigens darin aus, dass jemand einfach nicht den Hintern hoch kriegt und die nötigen Schritte unternimmt, die für die Erreichung der selbst gesetzten Ziele fällig wären. Er/sie kennt diese Schritte, und tut sie trotzdem nicht. Manchmal scheint die Angst vor dem Erfolg sogar noch größer zu sein als die Angst vor Mißerfolg.
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Die Angst vor der eigenen Identität
(Impostor Syndrom)
Es gibt Leute, die haben schon hundert Mal bewiesen, dass sie’s drauf haben, sie glauben immer noch, dass das alles nur Glück und Zufall ist, und dass sie eigentlich ziemliche Versager sind. Wenn’s bisher noch nicht aufgefallen ist, ist das nur eine Frage der Zeit. Das kommt wie gesagt auch bei Zeitgenossen vor, die schon jede Menge erreicht haben, sie halten im Grunde nicht viel von sich selber. Als Mitmensch bekommt man manchmal das Gefühl, es gehe dabei um „fishing for compliments“, weil man sich immer genötigt fühlt, demjenigen zu sagen, wie toll er doch eigentlich ist usw. Einen gute Beschreibung dieses Phänomens findet man in diesem Artikel in der „Karrierebibel„. -
Die Angst davor, Anerkennung zu verlieren
Manche machen einen Rückzieher, wenn der Erfolg um die Ecke kommt, weil sie sich damit von denjenigen entfernen würden,mit denen sie zusammen leben. Manchmal ist diese Frucht durchaus begründet, zum Beispiel bei erfolgreichen Frauen, die ihren Mann beruflich deutlich überholt haben.
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Die Angst vor dem Urteil anderer
(andere werden denken, dass ich…). Vor allem wenn man sehr verwurzelt in seiner Herkunft ist, gibt es manchmal diese Variante. Man hat Angst davor, den Kontakt zu denjenigen zu verlieren, mit denen man groß geworden ist. Angst, die Wurzeln abzuschneiden. Diese „anderen“ könnten denken, man hält sich für was besseres, sie könnten sich sogar daran erinnert fühlen, dass man eigentlich ähnliche Startbedingungen hatte (und sie haben’s nicht so gut geschafft…).
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Angst vor dem Geld
(„…steht mir nicht zu, noch dazu wo doch andere so viel weniger haben…“): In meinen Coachinggesprächen stelle ich fest, dass wir alle unglaublich unterschiedliche Emotionen bezüglich des Geldes haben.Bei einigen nimmt das die Form an, dass sie sich umso unwohler fühlen, je näher der finanzielle Erfolg heran rückt. Sie haben das Gefühl, das steht ihnen nicht zu, sie verdienen das eigentlich nicht. Man fühlt sich fast wo etwas wie „schuldig“, weil man mehr hat als die anderen. Allerdings: es gibt natürlich immer noch einige, die noch mehr haben als man selber. Und die Ungleichheit in der Verteilung ist an verschiedenen Stellen ein großes und drängendes Problem, es wird sie aber immer geben und wenn nicht, wird das mit einem starken Verlust an Freiheit bezahlt.
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Angst vor dem Rückfall
manche Leute haben Angst vor dem Erfolg, weil sie ihn schon bald wieder verlieren könnten. Die Enttäuschung in so einem Fall kann man vermeiden, indem man gar nicht erst erfolgreich wird. Und der Rückfall kann ja bekanntlich extrem hart und unangenehm sein. Also…
Aus der eigenen Beratungspraxis weiß ich, dass es zum Beispiel für Verkaufsleiter ziemlich schwierig wird, wenn er solche Phänomene in seinem Team entdeckt. Das können erfolgreiche Verkäufer sein, die eigentlich das Zeug hätten für noch viel mehr. Oder auch Leute, die eigentlich viel drauf hätten, aber nie richtig nach oben durch kommen.
Ach ja – Erfolg bedeutet natürlich für jeden von uns etwas anderes, die Form des finanziellen Erfolgs ist nur eine davon. Wer am Ende des Lebens von sich behaupten kann, er hat erfolgreich seine Freundschaften gepflegt, hat sich sicher die wertvollste Art von Erfolg ausgesucht…
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