Dass Coaching nicht immer und in jedem Fall im Rahmen einer persönlichen Face-To-Face Situation ablaufen muss, ist inzwischen in der Branche einigermaßen unbestritten. Es gibt die verschiedensten Varianten an Alternativen dazu:
- das – durchaus nicht neue – Telefoncoaching
- Coaching per Skype oder mit Hilfe von ähnlichen Tools, z.B. GoToMeeting
- Reines Onlinecoaching in Form einer schriftlichen, asynchronen Kommunikation. Das ist ungefähr so, wie wenn sich Coach und KlientIn laufend per e-mail unterhalten würden.
- Gemischte Formen wie zum Beispiel das „Virtuelle Coaching“ von Prof.H.Geißler aus Hamburg, der ein Tool entwickelt hat, in dem sich Coach und KlientIn am Telefon hören, gleichzeitig aber am Bildschirm gemeinsam auf eine Website schauen, auf welcher der Klient einige seiner Antworten einträgt – geleitet von weiterführenden Fragen des Coachs.
Prof. Geißler hat sich als einer der wichtigsten Protagonisten im Bereich des Virtuellen Coachings in Deutschland profiliert. Er hat auch einen entsprechenden Vortrag am 2. Internationalen Coachingkongress in Basel (2012) gehalten.
Für Verfechter des „klassischen“ Settings ist der Gedanke an solche Varianten, die die neuen Medien in verschiedensten Konstellationen einsetzen, verständlicherweise noch etwas befremdend. Und als jemand, der auch gerne sehr „offen“ arbeitet und sich immer von den aktuellen Themen und Befindlichkeiten des Klienten leiten lässt und diesen den nötigen Raum gibt, stand ich ehrlich gesagt diesen Entwicklungen auch einigermaßen skeptisch gegenüber. In der Ausbildung zum „virtuellen Zielerreichungscoaching“ bei Prof.Geißler, aber auch durch eigene Erfahrungen, die ich in der Zwischenzeit machen konnte, sehe ich inzwischen viele zusätzliche Möglichkeiten in diesen neuen Formen und Methoden.
Zum Teil werden Coachingprozesse sogar durchaus konzentrierter und zielorientierter, vielleicht durch die „Knappheit“ an Zeit und Kommunikationsmöglichkeiten. Zum anderen stellen natürlich die unglaublichen Vorteile bezüglich der Reiseaufwendungen ein sehr starkes Argument dar. Weder Coach noch KlientIn müssen Reisekosten und Reisezeit auf sich nehmen, das ist gerade bei gut beschäftigten Leuten aus der Führungsetage (und bei deren Coaches) ein enorm wichtiger Faktor.
Ansonsten wird natürlich Coaching durch die neuen Möglichkeiten insgesamt etwas kostengünstiger, was auch bedeutet, dass diese hoch wirksame Form der Personalentwicklung nicht mehr nur den Führungskräften aus der obersten Ebene vorbehalten bleiben muss.In einem Newsletter von Prof.Geißler habe ich ein Statement eines Klienten gefunden, das im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Coachingprozessen abgegeben wurde:
„Ich war für dieses Coaching offen. Ich wollte wirklich hinsehen, wollte verstehen, weshalb mein Problem so ist, wie es ist. Ich war auch bereit, mich durch das Gespräch führen zu lassen, und ich hatte kein Problem, mich einem Menschen, den ich nicht kenne, zu öffnen und einen Teil von mir zu zeigen. Also irgendwie hatte ich wohl ein gewisses Vertrauen in Sie als Coach und in die Situation. Was ich spannend fand, ist, dass auch eine ruhige sympathische Stimme am anderen Ende der Telefonleitung einen schönen Rahmen für das Gespräch schaffen kann, ich dachte immer dieser Rahmen lässt sich nur im Face-to-Face-Kontakt herstellen. Aber dem war nicht so.
Was mir geholfen hat, dass Sie als Coach zu mir durchdringen konnten, war einerseits der Rahmen, d.h. die Leitfragen aus dem Tool, um mein Problem einzugrenzen, und andererseits Ihre Neugierde, mein Problem genauer beschrieben zu bekommen und es zu verstehen, die Tatsache des Gehört-Werdens, die Führung von Ihrer Seite (um nicht vom 100ten zum 1000den zu kommen) und eine Frage von ihnen, die wirklich getroffen hat (ich höre sie heute noch recht deutlich und bearbeite sie immer noch im Kopf).
Ich glaube diese Frage kam in einem Moment tiefster Empathie (zumindest kam mir das damals so vor).“
Man merkt diesen Sätzen an, dass sie aus einem wirklich gut gelaufenen Coaching und aus einer geglückten Beziehung heraus abgegeben wurden. Natürlich gibt es vor allem im englischsprachigen Ausland inzwischen schon längst eine schnell wachsende Community von Coaches, Verbänden, Publikationen, Ausbildungsinstituten, Tools usw., die sich alle das Virtuelle Coaching auf die Fahnen geschrieben haben. Oft heißt es da e-Coaching, manchmal auch Online-Coaching, die Begrifflichkeit sind eben auch gerade in der Vereinbarungsphase.
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