Bei Google wird nicht nur das Netz durchsucht. Unter dem Motto „Search Inside Yourself“ lernen die Mitarbeiter von Google auch sogenannte Achtsamkeitsübungen. Das Wort Achtsamkeit ist inzwischen die gängige Übersetzung für das englische „Mindfulness“, und unter diesem Begriff werden bei Google Kurse und Vortragsreihen abgehalten, einer der Ingenieure von Google hat sogar ein Buch veröffentlicht. „Search Inside Yourself, das etwas andere Glücks-Coaching“ von Chade-Meng Tan ist inzwischen auch schon auf deutsch erhältlich.
Achtsamkeitsübungen: gegen Stress und für mehr Konzentrationsfähigkeit
Meng betont bei einem seiner Vorträge bei Google immer wieder, wie kritisch und vorsichtig er als Naturwissenschaftler sich an das Thema angenähert hat, und dass das Ganze nichts mit Esoterik und Spinnerei zu tun habe. Im Gegenteil, selbst renommierte Forscher, Management-Institute und Autoren beschäftigen sich sehr ernsthaft mit dem Thema Achtsamkeit, nicht zuletzt auch auf der Suche nach einem Mittel gegen den Stress des modernen Alltags.Die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, die Gefahren der ständigen Ablenkungen durch mails, Meetings, ellenlange ToDo-Listen und die Notwendigkeit, sich bei komplexen Aufgaben eben doch zumindest eine Zeit lang fokussieren zu können, sind bei vielen der Antrieb für diese Beschäftigung.
Einer der Protagonisten des Themas „Mindfulness“ stammt aus der Stressforschung und der Stresstherapie,
hat eine sehr erfolgreiche und viel beachtete Stressklinik aufgebaut und mit MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) eine Methode entwickelt, die erstaunliche Ergebnisse vorweisen kann. Die Achtsamkeitsübungen, die den Kern dieser Methode ausmachen, stammen überwiegend aus dem Bereich des Yoga und vor allem der Meditation.
Achtsamkeit auch im Management
Aus der Medizin ist das Thema schon seit einiger Zeit auch im Business angekommen, selbst an so renommierten Instituten wie der “
“ (nach dem Marketingguru Peter Drucker) wird dazu geforscht und gelehrt.Die
widmet diesem Phänomen (Ausgabe vom 10.Oktober 2013) einen ausführlichen Artikel, in welchem Ulrich Schnabel beschreibt, dass inzwischen auch in Deutschlands Management-Etagen Achtsamkeit trainiert wird, und dass es dafür einige ernst zu nehmende Beratungsunternehmen gibt.
Denn „Achtsamkeit“ ist zum Modethema geworden, in der Wirtschaft ebenso wie in der Wissenschaft. Meditative Methoden, früher als Esoterik abgetan, werden zunehmend im Labor erforscht und als Mittel zur Geistesschulung ernst genommen. Selbst honorige Max-Planck-Direktoren wie Wolf Singer treten mittlerweile auf Konferenzen wie dem Mind & Life Symposium für Kontemplationsforschung auf…
Ruhe im Kopf!
Um Geistesschulung geht’s also im weitesten Sinn. Die Urväter der Zen-Meditation haben Achtsamkeitsübungen entwickelt, die äußerlich erst mal relativ unspektakulär sind: Sitzen und Stille. Mehr ist da eigentlich nicht. Allerdings, im Kopf ist bei allen in der Regel viel mehr, nämlich ein ununterbrochenes Kommen und Gehen von Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen usw. Und es geht vor allem darum, den ständigen Strom von Gedanken etwas zur Ruhe zu bringen, zuerst eigentlich nur darum, diesen Strom mal in Ruhe zu „betrachten“ und wahrzunehmen.Alle Praktizierenden berichten, dass das am Anfang unheimlich schwer fällt, dass wir alle im Alltag gewohnt sind, diese ständige Fülle an Gedanken einfach hinzunehmen, dass sie uns in der Regel nicht einmal bewusst ist. Die Aufmerksamkeit genau darauf zu richten, ist der erste Schritt zu einer verbesserten Fähigkeit, sich zu fokussieren und sich von dem ständigen „Geplapper“ im eigenen Kopf nicht verrückt machen zu lassen.
Ulrich Schnabel von der ZEIT berichtet in seinem Artikel allerdings auch von den Schwierigkeiten, die Wirkungen dieser Übungen objektiv und wissenschaftlich nachweisen zu können. Er zitiert den Freiburger Achtsamkeitsforscher Stefan Schmid. Dieser führt
„den Genuss von Schokolade an: Natürlich könne man diese analysieren, ihren Zuckeranteil bestimmen oder die Hirnaktivität beim Verzehr messen. „Wenn Sie das erste Mal Schokolade essen, werden Sie trotzdem eine neue Erfahrung machen, die Ihnen all das kognitive Wissen zuvor nicht vermitteln konnte“…
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