Auf den Hintergründen der Systemtheorie, der systemischen Familientherapie und des Konstruktivismus entstand das Feld der „systemischen Beratung“, dem ich viele Anregungen und Orientierung verdanke.
Im Konstruktivismus wird unter anderem beschrieben, dass Wahrnehmungsprozesse immer im Rahmen eines biographisch geprägten Ordnungs- und Bedeutungsrasters zu sehen sind, dass Wahr-Nehmung eigentlich Wahr-Gebung heissen müsste (Gunther Schmidt). Die Sicht eines Coachs nimmt demnach nicht für sich in Anspruch „wahr“ zu sein, sondern im besten Fall nützlich, außerdem entsteht im Kontakt mit dem Klienten eine gemeinsam vereinbarte „Konsensus-Realität“.
Die Systemtheorie und die ihr vorausgegangene Kybernetik beschäftigen sich mit der Selbstregulierung von Systemen, mit Systemen überhaupt, und zum Beispiel auch mit der Zirkularität vieler Prozesse: „Jedes Verhalten kann man sowohl unter dem Aspekt seiner Ursachen als auch unter dem seiner Auswirkungen analysieren, wobei diese Auswirkungen wiederum zu den Ursachen für neues Verhalten werden…“ (Günther Bamberger)
Die systemische Familientherapie war schon früh mit der lösungsorientierten Kurzzeittherapie verschränkt, ein wichtiger Ausgangspunkt war die Arbeit von Milton Erickson. Sie half dabei, den Blick in der Psychotherapie etwas weg von der engen Fokussierung auf das Individuum zu lenken, und stattdessen auch die Kommunikation und andere Interaktionen zwischen den Teilen eines Systems (hier: Familie) zum Gegenstand zu machen und damit erstaunliche Veränderungen zu bewirken.
Grundannahmen, Theorien und Modelle haben sich längst aus der Familientherapie heraus in Beratungsfelder aller Couleur einen Weg gebahnt und sind heute aus dem Beratungsgeschäft nicht mehr weg zu denken.